Babyboom oder die Erotik dicker Bäuche

Am Wochenende habe ich ziemlichen Unsinn gemacht (heißt eine Beziehung beendet und die nächste halb begonnen). Dabei ist mir der Kinderwahn israelischer Frauen noch einmal vor Augen geführt worden. Überall sieht man Frauen mit dicken Bäuchen rumlaufen. Spätestens mit 30 beginnt eine kollektive Torschlusspanik bei israelischen Frauen: “Oh Gott, ich habe noch keine Kinder”. Die Herren sind da natürlich viel souveräner. Scheint es, trotzdem gehen Links zu ‘lustigen’ Seiten umher, die sich mit der richtigen Handhabung von Babys beschäftigen:

Babyboom

Well, als Merav diese Woche aufgestanden ist, konnte ich ihr kleines Bäuchlein sehen (nein, sie ist nicht schwanger) und ein wohliges Gefühl machte sich in mir breit. Es sollte wohl eine Vorahnung auf die Nachricht sein, die mir Zohar zwei Tage später in meiner Mittagspause überbringen sollte.

Fernsehen nach Sex

Wir saßen auf ihrer Couch und knutschten herum, sie hatte es ziemlich eilig, mir die Kleider vom Leib zu reißen und mich zu umschlingen. Ich hatte es nicht ganz so eilig, obwohl ich 1,5 Jahre in der Wüste gewesen war.

“Das war die Wüste ” bedeutet: “ich hatte keinen Sex”. Ein sehr schöner Ausdruck, mit wem sollte man in der Wüste denn auch schlafen. Ich meine, man kann in einer solchen Situation tatsächlich anfangen, Kamelkühen auf die Vagina zu stieren. Gut ich war nicht in der Wüste, sondern in Tel Aviv, kam mir bei jedem Gespräch mit einer Frau aber vor wie ein Dreijähriger. Auf diesem Niveau spreche ich etwa Hebräisch. Vielleicht ist es doch ein bisschen auf die Substanz gegangen.

Im Hebräischen gibt es einen alten Ausdruck der Verwunderung oder des “puh” oder “boooh” sagen, den heute kaum noch jemand benutzt: “Oi wai woi”: Oi wai woi, es ist schon drei Uhr? Da muss ich mich aber sputen.

Als ich in sie eindrang, machte sie “Oi”. Ich war wieder einmal wie vom Donner gerührt. Ich hätte es nicht geglaubt, wenn es mir jemand erzählt hätte. Laute beim Sex sind selbstverständlich und gehören dazu. Als Europäer erwartet man aber gewisse Laute, wenn sie denn kommen. Aber nicht: “Oi”. Vielleicht war es der Moment, wo ich gemerkt habe, dass zwei Kulturen aufeinanderprallen. Thorsten fand das richtige Wort dafür. Ich nannte es zunächst “fremd”, Thorsten korrigierte mich: “exotisch”.

Das war sie allemal. Dunkel wie eine Araberin, fast schwarze Augen. Und sie kam schnell, sehr schnell. Erneut war ich wie vom Donner gerührt.

In Israel wird ständig Panik gemacht. Man liebt es Panik zu machen. Webseite XY ist uns auf den Fersen, wir brauchen mehr Links schreit mein Chef. Wir haben erst vier Texte besprochen, wir müssen noch einen fünften besprechen, sagt die Lehrerin im Ulpan, egal, ob ihr die davor verstanden habt oder nicht. Das Wort “Blumen pflücken” ist dann aber super wichtig, so wichtig, dass es unbedingt eine halbe Stunde besprochen, bis auch der letzte dämliche Einwanderer aus Russland, Amerika, Frankreich oder Deutschland es verstanden hat. Ich habe mich geweigert, mir das Wort zu merken, weil ich es weder auf English noch auf Französisch kenne und beide Sprachen trotzdem fließend beherrsche.

Yalla, Yalla wir fliegen gleich womöglich in die Luft. Panik, Luftschutzbunker, Atombomben und die ganzen bösen Araber (die uns killen würden, wenn wir nicht bis an die Zähne bewaffnet wären, muss ich leider zugeben). Trotzdem: Ich bestelle einen Aperativ.

Sie lies mich kommen und wartete kurz ab. Dann sprang sie auf, zog sich an und machte den Fernseher an. Ich war zum dritten Mal an diesem Abend wie vom Donner gerührt. Irgendeine Scheiß amerikanische Soap über einen Engländer und eine New Yorkerin, die sich in New York kennen gelernt hatten und mit Kulturunterschieden zu kämpfen haben.

Ich bin mir nicht sicher, ob es die richtige Frau für mich ist.

und wie sie alle heißen

Wir gingen die Achad’Ham entlang und mir war ein bisschen mulmig zumute. Den ganzen Abend Hebräisch sprechen ist anstrengend. Im übrigen hatte sie mich doch nervös gemacht. Ich hielt mich einfach zurück und sagte nicht mehr viel, viel kann ich in dieser Sprache ohnehin nicht sagen.

In einem gewissen Sinne wartete ich einfach ab, ob etwas passieren würde. Wie so oft. Ich beobachte, wie sich die Leute verhalten und agiere etwas später. Hier wohne ich, riss sie mich aus meinen Gedanken.

Ich sagte immer noch nichts und schaute sie an. Sie lehnte lässig an einem Auto und schaute mich erwartungsvoll an. Diese Sprache scheint die Welt zu sprechen. So macht man das also. Schon öfter hatte ich mich über etwas ältere Paare (also Mitte 30) gewundert, die knutschend gegen ein Auto lehnen. Zum Ritual schein auch zu gehören, dass der männliche Part seine Hüfte gegen ihre drückt und reibt.

Darauf habe ich verzichtet.

Ich blieb er vorsichtig und wollte wissen, wie sie riecht, wie sie küsst und wie sich ihre lockigen Haare anfühlen (von denen ich auch später die Finger lassen nicht lassen konnte, bis es zu Beschwerden kam).

“Willst Du mir nicht Deine Wohnung zeigen?” sagte ich nicht ohne stolz, denn ich ich benutzte zum ersten Mal das Verb “zeigen”. Ich hatte es mir für einen ganz besonderen Augenblick aufgehoben und bekam natürlich einen freundlichen. Aber einen freundlichen: “nein, heute nicht”.

Ich lächelte sie an und verabschiedete mich.