Wann wird man heimisch?

3. Mai 2006, das ist das Datum, andem sich mein Leben völlig verändert hat. Morgens in Frankfurt in ein Flugzeug gesteigen und abends als Israeli in einem Heim für Neineinwanderer abgestiegen. Das Datum nähert sich bald zum 11. Mal und ich habe mit meiner Firma und meinen drei Kindern alle Hände voll zu tun.

Eine Frage schwirrt mir aber immer wieder im Kopf herum. Wann ist man eigentlich irgendwo zu Hause? Wenn man mit 36 alles hinter sich lässt und in einem Land außerhalb von Europa neu anfängt, die Sprache nicht berherrscht und sich hilflos fühlt – das führt zu Stress. Innerem Stress. Es dauert, bis man sich daran gewöhnt hat. Die Frage, die ich mir stelle ist, ob ich mich hier eines Tages wirklich zu Hause fühlen werde. Aber eigentlich fühle ich mich zu Hause. Wenn ich von einem Urlaub in Deutschland zurückkomme, dann freue ich mich, zurückzukommen. Also ist doch alles gut? Nun ja, nicht so ganz, aber ich lasse diese Diskussion mal hinter mir. Die Frage, die ich mir stattdessen stelle ist – wie habe ich mich verändert? Woran erkenne ich, dass ich schon 10 Jahre nicht mehr in Europa lebe?

Hier die Antworten:

  • Wenn man morgens Pita mit Marmelade statt Brot mit Marmelade isst, dann ist man schon ein großes Stück zu Hause.
  • Wenn man beim Schlange stehen möglichst dicht an die Leute vor einem rückt, damit sich niemand vordrängeln kann, ist man definitiv schon etwas mehr zu Hause hier.
  • Wenn es einem egal ist, dass man angebrüllt wird und emotionslos einfach zurückbrüllt, ist man ein gutes Stück angekommen.
  • Wenn man seinen Pass aus Europa vergessen hat und am Flughafen in der Schlange für EU Ausländer wartet, ist man definitiv ein Stück weiter zu Hause.
  • Wenn man man zu Tränen gerührt ist, weil der 16 Monate alter Sohn “Schokolade” sagt oder die anderen Kinder etwas in gebrochenem Deutsch sagen.
  • Wenn man sich beim Urlaub Deutschland über die lausige Qualität des Gemüses aufregt
  • Wenn einem bei praller Sonne und 19 Grad im Februar kalt ist, ist man noch mehr zu Hause.

Fällt noch jemandem etwas ein?

Jew Jitsu oder was Billy the Jid für eine Handvoll Schekel tut…

Well, dazu gibt es wohl nicht viel zu sagen. Am Ende werden wir alle gewinnen und es wird Frieden geben. Dazu müssen wir uns nur freiwillig ins Meer werfen.

Zum Glück können einige von uns Jew Jitsu:

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Die Geschichte ist anders: es handelt sich um einen orthodoxen Juden, der vom Glauben abgekommen ist und zum Banditen wurde. In Israel wird dieser fürchterliche Bandit nur Billy the Jid genannt. Für eine handvoll Schekel tut Billy the Jid alles.

jüdische Comics

Es gibt einige israelische Comiczeichner, die wenigsten sind online zu sehen. Grund genug hier einen Vertreter der Onlinekaste vorzustellen, shabot6000.com.

Es handelt sich um jüdische Comics im Garfieldstil, nur das der gute alte Garfield durch einen Roboter ersetzt wurde. Der Zeichner scheint zur Zeit sehr viel zu daten, denn die israelischen Comics ist voll mit Witzen über jdate, einer jüdischen Datingseite.

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Es geht in den jüdischen Comics natürlich auch um jüdische Schwächen und es wird Schabernack mit den religiösen Riten getrieben. Schrimps sind nach jüdischen Essensriten beispielsweise verboten. Gott überlieferte all diese Regeln in der Wüste Sinai. Gott darf als Name niemals ausgesprochen werden, darum wird er nur “der Name”, “Hashem” genannt.

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Einen kleinen Ausflug ist die Seite wert, auch wenn ich nicht gerade vor Lachem vom Hocker gefallen bin. Aber die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.

Geh Dein Auto staubsaugen, es könnten noch Brotkrümmel drin liegen!

Eben kam Kayan in mein Büro und sagte:

„schon wieder Passah, wie nervig“.

Warum?

„Meine Mutter geht mir völlig auf die Nerven. Ich soll mein Auto putzen.“

Weil Pessach ist? Was hat Pessach mit Auto putzen zu tun?

„Nein, sie will, dass ich das Auto staubsauge, weil ja noch Brotreste im Auto sein könnten.“

Ich war wie vom Donner gerührt. Abgesehen davon, dass er bestimmt keine Brotreste, sondern wenn dann Pitareste im Auto hat, hat die Geschichte schon Hand und Fuß. Zum Passah Fest muss alles gesäuerte Brot aus dem Haushalt entfernt werden (also vorher, genau genommen).

Dazu gehört im engeren Sinne natürlich auch das Auto. Mütter tyrannisieren Ihre Söhne und Ehemänner also mit: „Geh das Auto saugen, es könnte noch Brot darin sein“.

Hiermit sei angekündigt: Das Passahfest beginnt und ich werde die nächsten Tage etwas mehr dazu bloggen.

if the army doesn’t kill them they kill themselves

Spätestens seit Iris Bahr sich seitenweise über Ihre Asienabenteuer ausgelassen hat, weiß so ziemlich jeder, was eine gute Israelin nach zwei Jahren Militärdienst macht. Israelis müssen drei Jahre zum Militär (IDF) und machen nach dem Militärdienst das gleiche wie Israelinnen.

Sie fahren auf Weltreise. In Israel gibt es kaum junge Menschen zwischen 20 und 22, weil sich diese alle auf Weltreise befinden, vornehmlich in Indien, Thailand und Südamerika. Einige machen darauf das Geschäft ihres Lebens und beginnen indische Schönheitsprodukte nach Israel zu importieren. Andere ruinieren ihr Leben, indem sie sich in Indien mit Hasch erwischen lassen. Aber dafür gibt es in Tel Aviv zum Glück bereits spezialisierte Anwälte: wir holen Ihre Kinder aus dem indischen Knast.

Die Army ist hart in Israel, nicht wenige Israelis sterben bei Übungen oder Kriegseinsätzen. Was die IDF nicht schafft, schaffen aber unter Umständen australische Krokodile. Ein Israeli (22, also nach dem Militär) befand sich mit einem Freund in Australien als sich folgendes zutrug:

Israeli in Australien

Habibi und Hamud

Für alle youtube Fans:

Hamud

Hamud, oder besser Chamud bedeutet “süß” und wird in etwa so verwendet: “Oi, ist diese Katze nicht süüüß?”. “Sooo cute”. Nerv.

Habibi kommt auch vor und bedeutet: mein Freund. Ist aber kein Hebräisch, sondern Arabisch. Die Struktur ist aber die Gleiche. Chaver ist Hebräisch und heißt “Freund”. Durch das Anhängen des “i” an das Ende entsteht “mein Freund”. Geht auch mit “Aba” (Vater), der zu Avi wird oder “meiner Mutter”, die Imi ist, aber nur als Mutter Ima ist. Vor zwei Jahren war es in Tel Aviv in, Habibi zu sagen, ist aber mittlerweile wieder out.

Egal, viel Spaß, ist lustig…