Kakerlake in Tel Aviv

Am 10 September 2007, dem Vorabend zum jüdischen Neujahrsfest habe ich meine neue Wohnung auf einer der schönsten Straßen von Tel Aviv bezogen, der Nahum. Sehr schöne Umgebung, der Anfang der Straße wird von wunderschönen alten Bäumen geziert in denen die Vögel jeden Tag pünktlich um 5 Uhr ein gigantisches Zwitscherkonzert von sich geben. Wundervoll.

Zum Einzug habe ich mir eine Flasche guten Weins gegönnt, ihn geöffnet und das Glas auf der Küche stehen lassen. Irgendwann musste ich mal und habe bei meiner Rückkehr panisch, laut, angeekelt und entsetzt geschrieben: “Kakerlake”. Alle Mann an Bord, fertig machen zum Gefecht. Laserkanonen fertig machen! Naja, wir wollen mal nicht mit Luftgewehren auf Panzer schießen: “Scotty, machen Sie die Protonenkanonen klar!”. Mein Adrenalinpegel steigt gewaltig an, ich atmete tief durch um dem folgenden Kampf gewachsen zu sein.

Verdammt! Diese gottverdammte scheiß Kakerlake versuchte mein Weinglas hochzuklettern. Immerhin war ich froh, dass das Vieh vor mir noch nicht mal weggelaufen ist. Es muss also sehr durstig sein. Mangels Giftsprays ertränkte ich die Kakerlake in einem Weichspüler, den mein Vormieter vergessen hatte, lief noch einige Male panisch in meiner Wohnung auf und ab und stürmte dann in den 24 Stunden Supermarkt in Tel Aviv um das Megagift K300 zu kaufen. Zurück zu Hause sprühte ich die bereits tote Kakerlake noch einmal mit K300 ein.

Gut, ab und zu finde ich in meiner Wohnung leider immer noch Kakerlaken. Das Positive ist, dass ich meinen Freunden erzählen kann. Keiner meiner Freunde würde sagen, “bah, bei Dir muss es ja dreckig und eklig sein”. Wer Kakerlaken nicht erträgt, darf nicht in Tel Aviv, oder am besten gar nicht erst in Israel wohnen.

Als ich noch mit Anat auf der Ibn Gvirol gewohnt habe, hatte ich einmal eine in meinem Bett. Es war emotional wirklich der Hammer, Eine Kakerlake in einem ‘intimen’ Bereich zu finden, beim gemütlich ein Buch lesen plötzlich ein Grr Grr zu hören um dann den Blick mit einer Kakerlake zu kreuzen. Dass ich “AHHH!!! Verdammt” von mir gegeben habe, muss ich wohl nicht noch einmal erwähnen. In dieser Nacht musste ich mich zwingen, in meinem Bett und nicht auf der Couch zu schlafen.

Jeder hat so seinen Umgang mit Kakerlaken, meiner ist Gift. Eyal versucht Kakerlaken etwas Positives abzugewinnen indem er ihren faszinierenden evolutorischen Weg studiert hat. Das würde mir ehrlich gesagt nicht helfen. Scheißviecher.


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