Bewerbungsgespräche in Israel

Ich bewerbe mich zur Zeit recht intensiv im heiligen Land wo Milch und Honig fließen. Dabei ist folgende Geschichte passiert. Bevor ich das Gespräch wiedergebe, muss ich aber erst den Hintergrund erklären:

Es ist mir noch nie passiert, dass das erste Bewerbungsgespräch tatsächlich stattgefunden hat. Die HR Tanten rufen einen an und vereinbaren einen Termin, den sie später möglichst kurzfristig mit dem Kommetar “excuse me for the short notice” absagen.

Ich bin nicht der einzige, dem das passiert, es scheint Teil einer übergeordneten Sinngebung oder vielleicht einfach eine Taktik zu sein. Ben meint, es handelt sich um eine Zermürbungstaktik. Da bin ich mir nicht so sicher, hat man das Prinzip nämlich einmal begriffen (freilich, ohne eine Erklärung dafür zu haben), stellt man sich einfach darauf ein.

Nun bekam ich gestern einen Anruf:

– Hallo ich bin XY von der Firma XX.

– Ja, Maxime spricht

– Du hattest einen Termin für ein Bewerbungsgespräch und bist nicht gekommen!

– Tja, äh das ist richtig. Aber wieso hätte ich denn kommen müssen, der erste Termin wird doch immer abgesagt.

– (sie war wohl wie vom Donner gerührt)

Ich sagte:

– ich muss Dir wohl nicht erklären, wie man einen Termin für ein Bewerbungsgespräch festlegt. Termin vereinbaren und den Termin dann kurzfristig mit dem Kommentar excuse me for the short notice absagen.

– stimmt, das hatte ich vergessen.

– macht nichts, können wir uns denn diese Woche noch treffen?

– äh, passt es Dir morgen gegen 15 Uhr?

– nein, da arbeite ich ja noch. Geht es auch abends?

– Ja, ich habe noch einen Termin um 17 Uhr frei.

– Gut, den nehme ich.

Diese Geschichte ist erstunken und erlogen.

PS: seit ich dieses Blogpost geschrieben habe, wurden kein Bewerbungsgespräche mehr abgesagt. Schlimmer noch, ich bekomme vor dem Termin einen Anruf, ob ich denn kommen würde.

Moses auf dem Berg Sinai

Schlimmer kann es nicht kommen: Moses hat sein eigenes Volk verkauft und gezwungen, 40 Jahre durch die Wüste zu irren. Ich finde das einfach nur zum kotzen und habe keinen Bock mehr auf diese lausigen Geschichten und vor allem keine Lust mehr auf die Interpretation von Raschi. Doch halt, eigentlich fing alles mit Pessach an:

Wen interessiert es, woher dieses dämliche Pessachfest herkommt und warum die Juden 40 Jahre durch die Wüste irren mussten? Mich! Selbst Schuld heißt die immer noch aktuelle Interpretation von Raschi aus dem Mittelalter. Gott hat uns Juden bestraft, weil wir das goldene Kalb angebetet haben. Daraufhin zerbrach Moses die Steintafeln mit den ersten 10 Geboten und ging wieder auf den Berg Sinai hoch.

Zu schnell? Ok, sorry. Das Volk Israel verließ – von Gott geleitet – die Sklaverei in Ägypten, um von Moses verkauft zu werden. So zumindest interpretiert es Raschi. Das Volk Israel verließ die ägyptische Sklaverei, nachdem Gott die Ägypter mittels der 10 Plagen dazu genötigt hatte. Vielmehr war es nur die letzte Plage, die Pharao überzeugte. Die ersten neun Plagen verfehlten ihre Wirkung. Erst als er jeden erstgeborenen Sohn tötet, war Pharao überzeugt. Die einzige Ausnahme war Pharao selbst. Das macht natürlich Sinn, es musste ja einen geben, der die Juden ziehen ließ. Eine Frau hätte niemals so viele Menschen umgebracht, ich leite daraus ab, dass Gott männlich ist, oder zumindest die Leute, die damals über Gott geschrieben haben.

Aus Gründen, die ich nicht recherchiert habe, durften die Juden kein gesäuertes Brot essen. Das wird heute zum Anlass genommen, Menschen wie mich in eine Depression zu stürzen: Depression wegen Kohlenhydratmangel. Während des Passahfestes darf kein gesäuertes Brot gegessen werden. Das schließt Nudeln, Brot, Bier und Hamburgerbrötchen ein. Natürlich auch Pizza.

Nun irgendwann mal sollte die Sache klar gemacht werden, der Bund mit Gott und Moses ging den Berg Sinai hoch. Er verbrachte eine lange Zeit dort oben und redete mit Gott. Dieser – so die Überlieferung – gab ihm die 10 Gebote und ne Menge drum herum, so z.B. dass man das Zicklein nicht in der Milch der Mutter kochen darf. Zu Deutsch – Fleisch und Milch dürfen nicht gemischt werden. Aber verkünden tat Moses das erst, als er zum zweiten Mal herunterkam. Denn das erste Mal missglückte laut Überlieferung:

Er ließ sich Zeit da oben bei seiner ersten Kontemplation. Das Volk war führungslos und bastelte ein goldenes Kalb. Vermutlich hatten sie Hunger oder wollten einfach mal wieder ein saftiges Steak statt Matzen essen. Moses kam dann irgendwann doch noch mal runter und war sauer. Warum habt ihr nicht an mich geglaubt? Warum verpönt Ihr Gott, während ich mit ihm spreche? Zerbrach die Tafeln mit den 10 Geboten und ging wieder hoch. Dabei war das Volk sich selbst überlassen und war einfach nur ein bisschen undiszipliniert. Die Führung verpisst sich ein paar Wochen einfach und erwartet, dass alles Friede Freude Eierkuchen ist, wenn sie zurückkommt. Moses war also in Wirklichkeit eine Frau. So überreagieren kann nur eine Frau.

Und hier wird es spannend.

Raschi interpretiert, dass Moses dort oben einen Deal mit Gott schloss. Das Volk Israel durfte ins heilige Land, aber nicht die Generation, die das goldene Kalb angebetet hatte. Wer ist Raschi? Schlomo ben Jizchak, auch Schelomo ben Isaak, einfach nur Raschi genannt.

Bibelforscher hatten sich vorher den Kopf zermartert, warum das Volk Israel so dämlich war, 40 Jahre für den kurzen Weg von Ägypten ins Land Kanaan zu brauchen. Dabei wurde es sogar von einem Engel geführt. In die Irre ganz offensichtlich. Eine harte Strafe für ein kleines goldenes Kalb oder einfach Lust auf ein saftiges Steak.

Dabei war Raschi einfach nur ein fleißiger Leser und brillanter Kopf. Er war der erste Kommentator, der diesen Sachverhalt herausstrich. Den Sachverhalt, dass das Volk Israel 40 Jahre durch die Wüste irren musste, damit die Generation, die das goldene Kalb angebetet hatte, stirbt und die ‘reine’ neue Generation ins gelobte mücken und malariaverseuchte Land einziehen kann.

Die Interpretation lag auf der Hand. Wieso brauchte das Volk Israel so lange für diesen Weg, den man in einigen Monaten hätte zurücklegen hätte können?

Warum dauerte es so lange, bis einer sie niederschrieb? Vielleicht, weil die Konsequenz dieser Interpretation so grauenerregend und menschenverachtend ist, dass man es dem heiligen Volk nicht zumuten konnte. Ich weiß es nicht. Jedenfalls scheinen sich bis heute nicht sehr viele Juden darüber zu beschweren.

Bevor ich 30 geworden bin, war ich stolz darauf diese Interpretation zu kennen. Mit 33 gab ich diese Geschichte einmal vor einem brillanten Immobilienmakler zum Besten. Er schaute mich nur an und sagte: “Don’t believe in this shit”. Mir wären fast die Augen aus dem Kopf gefallen. Ich war wie vom Donner gerührt. Ich sprach nicht mehr mit ihm darüber, aber ich bin mir sicher, dass er diesem Text bedingt zustimmen würde.

Mit einer kleinen Nuance. Es ist gut, dass das Volk daran glaubt, es ist schön gefügig und lässt sich weiter ausbeuten. Das wäre vermutlich seine Interpretation.

Moses kam also wieder runter – den feisten Deal geschlossen – und führte das Volk 40 Jahre im Kreis. Solange, bis sie alle gestorben waren und die ‘reine’ Generation das heilige Land Kanaan betreten durfte.

Scheiße, das nächste Mal kaufe ich mir vor dem Passahfest 20 Kilo Nudeln und ein halbes Schwein, das ich in fünf Litern Sahne kochen werde.

fehlende Kohlenhydrate und Depression

Junge, ich wollte eigentlich nur ein gemütliches Passahfest verbringen. Stattdessen habe ich die volle Ladung Depressionen bekommen und auch noch angefangen Philippe Djian zu lesen.

Heute ging es mir deutlich besser und mir wurde schnell klar warum: das Fehlen von Weizen oder Nudeln hatte wohl zu der Depression geführt. Da waren meine ganzen Vorsätze, tolle Sachen über das Passahfest zu schreiben wohl vergessen. Ich konnte einfach nicht. Eine völlige Antriebsarmut überkam mich in dieser Zeit.

Während des gesamten Passahfestes ist der Genuß von Weizen verboten. Nicht, dass man in Tel Aviv kein Brot oder keine Nudeln bekommt. Tel Aviv ist weltlich genug, um sich gegen religiöse Handschellen zur Wehr zu setzen. Aber irgendwie habe ich doch mitgemacht.

Morgens ein Mazebrötchen, mittags einen Salat und abends ein Bier. Das Bier wäre natürlich ebenso verboten gewesen, da es vorrangig aus Weizen hergestellt wird. Das habe ich mir nicht nehmen lassen, genutzt hat es aber nichts.

Pizza Hut ist über Pesach geschlossen und Burgerking verkauft Hamburger im Mazebrötchen – würg. Die Depression über das Passahfest hat mich voll erwischt und sie dauerte bis ca. 200 Gramm Nudeln.

Gestern Abend war es vorbei und ich bin wie in Trance in den Supermarkt und habe mir ein Kilo Nudeln gekauft. Eine große Portion gekocht und mir mit einer Tomatensauce und reichlich Pecorino reingefahren. Heute Morgen ging es mir deutlich besser. Nach der Nudelration zum Mittagessen endete meine Pessahdepression. Ich kam in Hochstimmung und erfreute mich des Lebens.

Das Passahfest ist vorbei und meine Depression auch. Das nächste Mal kaufe ich mir vor dem Fest 10 Kilo Nudeln, das schwöre ich!

Geh Dein Auto staubsaugen, es könnten noch Brotkrümmel drin liegen!

Eben kam Kayan in mein Büro und sagte:

„schon wieder Passah, wie nervig“.

Warum?

„Meine Mutter geht mir völlig auf die Nerven. Ich soll mein Auto putzen.“

Weil Pessach ist? Was hat Pessach mit Auto putzen zu tun?

„Nein, sie will, dass ich das Auto staubsauge, weil ja noch Brotreste im Auto sein könnten.“

Ich war wie vom Donner gerührt. Abgesehen davon, dass er bestimmt keine Brotreste, sondern wenn dann Pitareste im Auto hat, hat die Geschichte schon Hand und Fuß. Zum Passah Fest muss alles gesäuerte Brot aus dem Haushalt entfernt werden (also vorher, genau genommen).

Dazu gehört im engeren Sinne natürlich auch das Auto. Mütter tyrannisieren Ihre Söhne und Ehemänner also mit: „Geh das Auto saugen, es könnte noch Brot darin sein“.

Hiermit sei angekündigt: Das Passahfest beginnt und ich werde die nächsten Tage etwas mehr dazu bloggen.

drei israelische Soldaten sterben

Am 16. April 2008 beobachteten israelische Elitesoldaten verdächtige Personen an der Grenze zu Israel im Gazastreifen. Diese näherten sich dem Grenzzaun. Die Stimmung ist in Israel zurzeit nervös, weil das Pessachfest naht und die Infiltration von Terrorverdächtigen verhindert werden soll. Weiterhin hat die Hamas mehrfach gedroht, den Zaun zur israelischen Seite zu sprengen.

Der Kommandeur der Elitetruppe reagierte prompt und schickte seine Leute über den Zaun, um die Terroristen abzufangen. Dabei machte er einen verhängnisvollen Fehler. Er prüfte nicht ausreichend, ob die Terroristen gedeckt waren. Auf dem nahe gelegenen Hügel war ein weiterer Hamasaktivist versteckt, und die Soldaten gerieten unter schweres Maschinengewehrfeuer. In der Folge starben drei israelische Soldaten, zwei wurden leicht verletzt.
Zunächst sah alles nach einem Hinterhalt aus. Die israelische Armee dementierte diese Darstellung allerdings im Laufe des Tages. Die Terroristen seien lediglich gedeckt worden. Damit stellte sich die Frage, ob der Kommandeur der Eliteeinheit fahrlässig gehandelt hat.

Die Elitesoldaten stehen zurzeit unter Druck. Mehrere Kommandeure wurden von Ihrer Position freigestellt, weil sie ihre Ziele bei Einsätzen nicht erreicht haben. Ziele sind Verhaftungen und Tötungen von Terroristen im Gazastreifen unter schwersten Bedingungen. Das war dem Kommandeur klar und er musste seine Leute losschicken, beherzt und kaltblütig. Der Druck auf die Eliteeinheiten ist groß – seine Order lautet: Infiltrationen verhindern und Terroristen töten.
Warum sind die Soldaten gestorben? Weil der Kommandeur unter Druck stand und die Lage nicht besonnen sondiert hat? Die israelische Armee verneint dies. Es gäbe Situationen, wo man schnelle Entscheidungen treffen und angreifen müsse. Dabei können Fehler passieren. Zentral ist, dass der Kommandant der israelischen Elitetruppen beherzt den Befehl zum sofortigen Eingreifen gegeben hat. Dabei sind allerdings drei Soldaten ums Leben gekommen.

Dies ist die aktuelle Nachrichtenlage und passt ins Land. Stürmen und dann fragen. Schießen und dann schauen. Aktion und dann Nachdenken. Allerdings ist diese europäische Perspektive ein wenig arrogant. Wie viele örtliche Gegebenheiten kann man prüfen, bevor man seine Leute losschickt? Wie viel Zeit hat man, bevor die Terroristen sich in ihre Verstecke zurückgezogen haben?

ch weiß es nicht. Ich weiß nicht, wie besonnen ich reagiert hätte. Ich weiß nicht, was passiert, wenn man extremen Gruppen Schwäche zeigt. Fest steht, dass mir der Blutzoll zu hoch ist. Fest steht aber auch, dass man mit der Hamas nicht verhandeln kann. Man kann nicht mit einer Gruppe verhandeln, deren festgelegtes Ziel die Vertreibung der Juden aus der Region ist.

Merkel Knesset

Eigentlich mochte ich Angela Merkel noch nie so besonders. Heute hat sie dennoch mein Herz erobert. Und das Herz vieler Israelis. Nein, ich denke nicht, dass die histroische Tragweite mit “Ich bin ein Berliner” zu vergleichen ist. Dafür war Merkel doch ein wenig zu langatmig mit Ihrer Ansprache. Die großen Sätze dieser Geschichte sind kurz.

Nach der Arbeit habe ich eine kleine Tour durch Tel Aviv gemacht war in verschiedenen Kiosken. Gebannt schauten die Kioskbesitzer in die Röhre, viele wussten noch gar nicht, dass Merkel sich auch auf Hebräisch an die Knesset gewendet hatte. Die Reaktion war vor allem: Überraschung.

Angela Merkel hat mit hebräischer Eröffnung und hebräischem Schluss das Eis gebrochen. Soviel steht fest. Selbst moderate Israelis – vor solche, die kaum etwas mit Deutschland zu tun haben, geschweige denn etwas über Deutschland wissen, fanden es etwas befremdlich, dass in der Knesset Deutsch gesprochen werden sollte. Dass sich Angela Merkel vor der Knesset mit Kritik zurückhalten würde, war ohnehin klar. Aber Hebräisch war eine Überraschung und mehr – es war ein Friedensangebot an all die Kritiker und Aufrührer, die kein Deutsch in der Knesset hören wollten.

Auf der anderen Seite ist es unheimlich, dass die Kritik fast ausschließlich aus dem sehr rechten Lager kam. Es hatte fast den Anschein, dass Merkels Ankündigung, vor der Knesset auf Deutsch zu sprechen eher für rechte Parolen missbraucht wurde als dass sich eine wirklich fundamentale Kritik daran festmachen ließ. Das moderate rechte Lager kritisierte Merkels Entscheidung zwar ebenfalls im Vorfeld, schwieg dann aber nach Merkels Rede. Ich denke, nicht nur, weil jeder Schuss hier nach hinten losgegangen wäre. Nein, eigentlich war Merkel zu “hamud”, zu süß um beschossen zu werden.

Shimon Peres konnte sich ein kurzes Flackern mit den Augen zwar nicht verkneifen. Angesichts seines Alters lässt sich das aber hoffentlich verzeihen…

Damit hatte wohl keiner gerechnet. Mein Gefühl sagt mir, dass Angela Merkel einen Riesenfan in Israel hat – Zipi Livni. Ich würde gerne wissen, wer diese Idee hatte. Naja, mal sehen, ob Zipi es irgendwann einmal bis ganz nach oben schaffen wird.

mein neuer Kollege spricht kein English

Die Russen kommen. Mit Glasnost und Perestroika öffnete sich für viele russische Juden die Möglichkeit, Russland zu verlassen und ins Land, wo Milch und Honig fließt auszuwandern. Auf Milch und Honig warten Sie noch heute, aber das tun die meisten Israelis auch.

Ca. 1 Millionen Russen sind seit 1990 nach Israel eingewandert. Die israelische Bevölkerung ist durch die russische Einwanderungswelle um ca. 20 Prozent gewachsen. Es gab riesige Probleme die vielen Russen unterzubringen, die Hebräischkurse hoffnungslos überfüllt.

Aber darüber will ich gar nicht sprechen. Wichtiger ist mir gerade, dass viele der russischen Einwanderer kein English sprechen. English wird in Russland einfach nicht an der Schule gelehrt und so habe ich mich daran gewöhnt, mit russischen Israelis Hebräisch zu sprechen. Sofern ich sie denn treffe, was eher selten passiert. Es sei denn, ich bin gerade im Supermarkt. Ansonsten ist die Schnittmenge eher gering. Russen, die in jungen Jahren nach Israel eingewandert sind (bzw. sogar hier gebohren wurden), sprechen übrigens hervorragend English, es kommt immer ganz darauf an, in welchem Alter sie eingewandert sind.

Nun hatte mein Chef die großartige Idee, man könnte endlich auf dem russischen Markt aktiv werden und hat einen russischen Israeli eingestellt. Da ich für Content und Landesentwicklung zuständig bin, landen Neulinge erst einmal bei mir. Super, dass man Chef vorher geprüft hat, ob Leonid Englisch spricht.

Und er kann kein English. Also gibt es nur eine Sprache, in ich mich mit Leonid verständigen kann: Hebräisch. Und ich fand mich das erste Mal, seit ich in Israel bin damit beschäftigt, jemandem auf Hebräisch zu sagen, was er tun soll.

Irgendwie geht die Geschichte immer weiter, es passiert ständig etwas neues in diesem Land. Ständig stehe ich irgendwo auf dem Schlauch. Konversationen mit Ihm sehen etwas so aus:

Maxime (4:21 PM):

leonid, you need a Russian keyboard.

leonidos (4:22 PM):

למה אתה שואל ?

Maxime (4:23 PM):

its not a question, how do you want to write in Russian with out a keyboard.

leonidos (4:23 PM):

כן, אני צריך

עברית, אנגלית, רוסית

Maxime (4:24 PM):

do you know where to get one? It might be easier that you buy the keyboard and BOSS gives you the money for it…

leonidos (4:24 PM):

אני אבדוק את זה, בסדר

Maxime (4:25 PM):

thanks!

 

Leonid ist früher als ich nach Israel gekommen und hat früh Hebräisch gelernt. Trotzdem hat er noch diesen starken russischen Akzent. Schreiben kann er besser auf Hebräisch, als auf Englisch. Und verstehen würde er mich auf English, kann aber nicht auf English antworten. So reden wir eben Hebräisch und schreiben uns auf Hebräisch und English.

Es wird zum Alltag, sich im Sprachchaos zu befinden. Die meisten Israelis merken es gar nicht so, weil sie viel Hebräisch untereinander sprechen. Aber ich merke es. Ich merke, was die Einwanderer leisten müssen, wie viele Sprachen sie gleichzeitig sprechen und verstehen müssen.

Egal, manchmal langweile ich mich dennoch 🙂

if the army doesn’t kill them they kill themselves

Spätestens seit Iris Bahr sich seitenweise über Ihre Asienabenteuer ausgelassen hat, weiß so ziemlich jeder, was eine gute Israelin nach zwei Jahren Militärdienst macht. Israelis müssen drei Jahre zum Militär (IDF) und machen nach dem Militärdienst das gleiche wie Israelinnen.

Sie fahren auf Weltreise. In Israel gibt es kaum junge Menschen zwischen 20 und 22, weil sich diese alle auf Weltreise befinden, vornehmlich in Indien, Thailand und Südamerika. Einige machen darauf das Geschäft ihres Lebens und beginnen indische Schönheitsprodukte nach Israel zu importieren. Andere ruinieren ihr Leben, indem sie sich in Indien mit Hasch erwischen lassen. Aber dafür gibt es in Tel Aviv zum Glück bereits spezialisierte Anwälte: wir holen Ihre Kinder aus dem indischen Knast.

Die Army ist hart in Israel, nicht wenige Israelis sterben bei Übungen oder Kriegseinsätzen. Was die IDF nicht schafft, schaffen aber unter Umständen australische Krokodile. Ein Israeli (22, also nach dem Militär) befand sich mit einem Freund in Australien als sich folgendes zutrug:

Israeli in Australien

Yom Ahava – Valtentinstag in Israel

Gestern habe ich mal wieder mit einer Frau telefoniert, die ich auf einer Datingseite kennen gelernt habe. Haben Sie jemals Komplimente für Ihren deutschen Akzent bekommen? Ich schon, gestern! Als ich angefangen habe zu sprechen rief sie nur “Eize mivta’a germanid yafa”. Was für ein schöner deutscher Akzent. Unglaublich! Andere bekommen Komplimente für ihren verführerischen franzöisischen oder italienischen Akzent, in Israel kann man sogar Komplimente für seinen deutschen Aktzent bekommen.

Das Gespräch war sehr nett, zum Schluss vereinbarten wir ein Treffen für heute. Sie sagte: “aber es ist Valentinstag, das weißt Du!”. Ich rief nur: “Oh nein, oh nein, ich will uns nicht unter Druck setzen”, was auch ein Scherz war.

Die Israelis machen so ziemlich alles mit, was es an Festen aus dem Westen gibt. Sylvester wird in Israel ebenso gefeiert (obwohl der jügische Kalender sein eigenes Neujahr hat=rosh ha’shana) wie es einen Valentinstag in Israel gibt. Valentinstag wird in Israel übrigens Yom Ahava genannt, was soviel bedeutet wie “Tag der Liebe”.

Von ersten Beobachtungen kann ich sagen, dass genauso wie in Europa eine riesige Verkaufschau um den Valentinstag in Israel gemacht wirdt: Werbeplakate mit Diamanten von Stern (großer Juwelier) und sonstigem Schnick Schnack, sogar der Netzbetreiber meines Handys schickte mir eine SMS (Spam SMS :-)) und betonte, dass es zum Valentinstag in Israel natürlich besondere Angebote für Partner gäbe.

Gut, falls das Date heute stattfindet, werde ich versuchen, mehr über die zwischenmenschlichen Aspekte vom Valentinstag in Israel herauszubekommen. Zum Beispiel, ob die Männer den Valentinstag in Israel vergessen, während die Frauen sich eine kleine Aufmerksamkeit wünschen. Bis dahin muss der Valentinstag in Israel auf mich warten…

Danke für die Blumen

Heute war ich mal wieder bei einem Bewerbungsgespräch. Die Firma Dmatek hat mich eingeladen. Die wussten zwar nicht genau, was sie mit mir wollen, aber mein CV hat ihnen wohl gefallen.

Ich war natürlich pünktlich und bekam den üblichen Fragebogen auszufüllen. Dabei unterhielt ich mich nett mit der Empfangsdame, die gar nicht damenhaft war. Ich stammelte dabei mein feinstes Hebräisch und bekam mal wieder Komplimente für Stammeln.

Ich setzte mich hin, füllte den hebräischen Fragebogen aus und ließ die Atmosphäre auf mich wirken. Die Empfangsdame rief die HR Tante an und fragte wo diese bliebe. Ach ja, mal wieder im Stau. Der Bewerber ist da, ja, sehr süß.

Ich war mal wieder wie vom Donner gerührt und schaute mit offenem Mund rüber. Sie hatte mich “hamud” genannt. Sie ignorierte das und telefonierte mit der anderen HR Tante. Ja, Maxime, hamud hörte ich nur.

Ich saß einfach nur da und füllte den Fragebogen weiter aus, soweit ich das auf Hebräisch konnte, lächelte dabei vor mich hin. Ich bin also hamud.

Danke für die Blumen!

Suchmaschinenoptimierer in Tel Aviv

Mein Chef ist 26 und ich zehn Jahre älter, das ist wohl schon bekannt. Er ist in einem gewissen Sinne genial. Er besitzt die Fähigkeit zu ignorieren und ist als Suchmaschinenoptimierer genial und absolut ausgekocht. Vermutlich ist er der beste Suchmaschinenoptimierer in Israel. Er ist aber zwischenmenschlich ein absoluter Vollidiot. Es macht Spaß, mit ihm zu arbeiten:

*Boss (04:14 PM) : **‎*
What about the language portals, the are not online.

*Maxime (04:29 PM) : **‎*
I placed them months ago.

*Boss (04:14 PM) : **‎*
that are not on or system

*‎**Boss (04:14 PM) : **‎*
no more?

*‎**Boss (04:25 PM) : **‎*
?

*‎**Maxime (04:26 PM) : **‎*
Der “Boss” erhält eine Liste der Portale, inklusive der sogenannten Site Ids (interne Kontrollnummer). Alles schön organisiert, wie es sich für einen deutschen Einwanderer gehört. Alle hatte ich bereits drei Monate zuvor ins System gestellt eingestellt, aber die HTML Abteilung ist mit dem hochladen nicht nachgekommen.

*‎**Boss (04:27 PM) : **‎*
ok, send me content, I’ll get it made in swedish also

*‎**Maxime (04:29 PM) : **‎*
yes, swedish is the only one thats missing. The fucking indian never did
it. But he did five languages. And I still have to upload the Arabic one.

*‎**Boss (04:29 PM) : **‎*
ok.. please upload so we can start building links

*‎**Maxime (04:29 PM) : **‎*
the arabic one?

*‎**Boss (04:29 PM) : **‎*
Send me now Email with swedish – getting it made.

*‎**Boss (04:29 PM) : **‎*
yuh

*‎**Maxime (04:29 PM) : **‎*
all the other ones are on the system, but waiting to be uploaded since months, you got that, right?

*‎**Maxime (04:30 PM) : **‎*
apart from swedish and arabic.

*‎**Boss (04:30 PM) : **‎*
yup.

*‎**Boss (04:30 PM) : **‎*
so for swedish, I’ll try to get it made now

*‎**Maxime (04:31 PM) : **‎*
thanks, placing it on the system isn’t that big of an issue, since its just swedish.
bulgarian and chinese where hell

*‎**Boss (04:32 PM) : **‎*
🙂

*‎**Boss (04:32 PM) : **‎*
sent me details?

*‎**Maxime (04:33 PM) : **‎*
so after three months, you are suddenly in a hurry?

🙂

*‎**Boss (04:33 PM) : **‎*
Wasn’t my task 😉

*‎**Boss (04:34 PM) : **‎*
but yes.. its always a hurry

*‎**Maxime (04:34 PM) : **‎*
I finished most of it months ago.

*‎**Boss (04:34 PM) : **‎*
its taking us much time. not pointing to anything when saying wasn’t my task

(DAS IST DEFINITIV DER BESTE!!!!!!!!!!!!!!!!!!!). Ich platziere den Content aber hochladen tut das die HTML Abteilung, die dafür Monate braucht!

*‎**Boss (04:34 PM) : **‎*
plus, ralph can build links to it

*‎**Boss (04:34 PM) : **‎*
so better to take action

*‎**Maxime (04:38 PM) : **‎*
sent you the template

*‎**Boss (04:38 PM) : **‎*
tnx

Hightec startup I

Ja, ich bin Suchmaschinenoptimierer. An der einen oder anderen Stelle ist es schon durchgekommen. Es ist, wie Oded sagt, ein comfy job. Ich sitze den ganzen Tag nur rum und tausche Links oder mache mal schnell zehn Webseiten. Am Fließband sozusagen. Mein Chef ist 10 Jahre jünger als ich und ein Controlfreak.

 Hier ein ICQ Gespräch zwischen meinem Chef und Ben. Zur Erklärung:  Um tausende Webseiten hochzuziehen braucht man natürlich viele Webhostings. Und der arme Einwanderer aus New York bestellt den ganzen Tag nur Hostings. Was nicht so einfach ist, weil wir bald mehr Webseiten haben, als es Webhostings auf der Welt gibt:

[17:43] Boss: You gotta get in shape.. Talk to Ilan, check how he used to do it. 50 hosting packages is not a big deal to order. it takes time to manage and not to make mistakes, but the order itself.. How can it take more than 20 minutes to order each?
[17:44] Angestellter II: ok, well it’s harder to find decent deals when we have a large amount of the recurring deals. i get asked to do little tasks by people pretty regularly, etc.
[
17:45] Boss: recurring deals?
[
17:46] Angestellter II: yea, the same hosting companies are repeated daily on the forums
[
17:46] Boss: but I sent you sites that has hundreds of hosting packages. if not more [only 50, btw]
[
17:48] Angestellter II: i checked through that. there were very few we could actually use
[
17:48] Boss: ok.. so share that info.
[
17:48] Boss: so we can do some thing
[
17:49] Angestellter II: i’m pretty sure i sent it to you let me chcek
[
17:50] Angestellter II: the email entitled ‘potential new english hostings’ sent 1/10 (Anmerkung: die mail hatte mein Kollege zwei Wochen vorher geschickt)
[
17:52] Boss: ok.. will make a list to check

Schnee in Israel

Heute morgen hat mir ein Arbeitskollege (Ido Fishman) folgendes Bild geschickt, das er auf seinem Balkon aufgenommen hat. Ein nicht ganz so seltenes Bild für den Norden Israels, aufgenommen in Ein Zivan. Auch in Tel Aviv hat es geregnet und gehagelt, aber von Schnee keine Spur. Dafür ist der Schnee im Norden Israels umso heftiger gefallen:

Auch in Jerusalem hat es geschneit. Das bisschen Schnee ist eine richtige Katastrophe, denn Israel ist nicht auf Schnee eingestellt: alle Schulen wurden geschlossen und Berufstätige aufgefordert, zu Hause zu bleiben. Ach wie schön ist es in Israel, bei Schnee: man kann einfach zu Hause bleiben!

walls.jpg

Es entsteht ein sogenannter Schneetourismus nach Jerusalem. Tel Aviver wollten ihren Kindern mal echten Schnee zeigen und packen ihre ganze Mischpoke ins Auto. Jerusalem liegt auf etwa 800 Meter Höhe. Das heißt, es ist im Winter deutlich kälter als in den Küstenregionen wie Tel Aviv. Auch der Sommer in Jerusalem ist angenehmer als in Tel Aviv: Es kühlt in Jerusalem nachts deutlich ab, während sich die Hitze in Tel Aviv bis in die frühen Morgenstunden staut. Dafür verbrennt einem die Sonne tagüber die Haut (liegt an der Höhe). Naja, ich hole mir in Tel Aviv auch schon einen Sonnenbrand, wenn ich aus dem Fenster schaue, egal.

Babyboom oder die Erotik dicker Bäuche

Am Wochenende habe ich ziemlichen Unsinn gemacht (heißt eine Beziehung beendet und die nächste halb begonnen). Dabei ist mir der Kinderwahn israelischer Frauen noch einmal vor Augen geführt worden. Überall sieht man Frauen mit dicken Bäuchen rumlaufen. Spätestens mit 30 beginnt eine kollektive Torschlusspanik bei israelischen Frauen: “Oh Gott, ich habe noch keine Kinder”. Die Herren sind da natürlich viel souveräner. Scheint es, trotzdem gehen Links zu ‘lustigen’ Seiten umher, die sich mit der richtigen Handhabung von Babys beschäftigen:

Babyboom

Well, als Merav diese Woche aufgestanden ist, konnte ich ihr kleines Bäuchlein sehen (nein, sie ist nicht schwanger) und ein wohliges Gefühl machte sich in mir breit. Es sollte wohl eine Vorahnung auf die Nachricht sein, die mir Zohar zwei Tage später in meiner Mittagspause überbringen sollte.

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